Erster Abschnitt.
Natur- und Lander-Beschreibung.
I. Der Fang der Waltrosse, Wallfische, Seebä-
ren und Seeottern im nördlichenweltmeere,
Stile Gewerbe der Russen auf dem nördlichen Ozean
sind von großer Wichtigkeit, weil ihr Nutzen sich
über das ganze Reich verbreitet, und weil der Ver-
brauch der Produkte, die hier gewonnen werden,
allgemein ist. Die arktischen Gewässer nähren be-
kanntlich die großen schwimmenden Säugthiere:
Wallftsche, Narwal, Pott fische, Wall-
rosse, Delphine u. a. m., auf deren Fang
mehrere europäische Nationen Schiffe ausschicken.
Hier im äußersten Norden werden auch die zahllo-
sen Schaaren von Stockfischen, Heringen und an-
dern kleinern Fischarten erzeugt, die ganzen Län-
dern zur Nahrung dienen, und deren Fang mehr
als eine Nation bereichert hat. So vorlheilhaft
aber die Fischerei auf diesen Meeren ist, so viele Be-
schwerlichkeiten und Gefahren sind auch mit dersel-
den verknüpft, da die Menschen hier njcht nur mit
der Starke und List der Thiere, auf deren Fang sie
ausgehen, sondern auch mit den Schrecknissen des
rauhesten Himmelsstrichs, und mit ungeheuren Eis-
massen zu kämpfen haben. Da die großen Seethiere
im weißen Meere nur fetten angetroffen werden, und
1l A
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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2
Erster Abschiritt.
die Küsten des nördlichen Ozeans, wegen der Un-
wirthbarkeit dieser öden Gegenden, fast gänzlich
menschenleer sind; so betreiben die Einwohner der
Stadthalterschaften Archangel und Olonez ihren
Fang vorzüglich auf Spitzbergen und Nowaja Sem-
lia; diese Inseln verdienen daher, als der vorzüg-
lichste Schauplatz der nördlichen Fischerei, eine kur-
Karakteristick, die zugleich die folgenden Nachrichten
verständlicher machen wird.
Beide Inseln sind völlig unbewohnt. Wenn
auch der Zufall jemals einige Unglückliche nach die-
sen Eilanden verschlug, so wurden sie wahrscheinlich
Lurch die Härte des Klima's, gegen welches sie sich
nicht zu schützen wußten, bald aufgerieben. Einige
holländische und englische Seefahrer, die in den er-
sten Zeiten der Schiffahrt, auf dem nördlichen Welt-
meere^ auf diesen Inseln überwinterten, kamen
größtentheils um, oder standen wenigstens sehr viel
Elend aus. Doch ist der Aufenthalt daselbst nur
denjenigen Seeleuten gefährlich, welche an ein weit
gelinderes Klima gewöhnt sind, und nicht durch
Kleidung, Nahrung und Bewegung dem Scharbock
zu widerstehen wissen, der durch das trage einge-
schloßne Leben in langen Wintern so leicht erzeugt
wird. Die russischen Seefahrer von Archangel und
' Mesen, welche jährlich sowohl Nowaja Semlia, als
Spitzbergen besuchen, wissen dem rauhen Himmels-
striche besser Trotz zu bieten. Man hat unter ihnen
häufig Beispiele eines sehr langen Aufenthalts in
den Polarländern; ein Seemann aus Mesen, Fedor
Rachmannin, überwinterte sechs und zwanzig mal
auf Nowaja Semlia, welches er auch zwei mal bloß
im Sommer besuchte, lebte sechs Winker auf Spitz-
bergen, und befuhr fünf Jahre hindurch aus dem
Iemsei die sibirischen Küsten. — Die strenge Kalte,
welche hier den größten Theil des Jahres herrscht,
ist bei Nordwinden am empfindlichsten ; Süd - und
Westwinde bringen Schnee und Negen. Ungefähr
drei Monate hindurch währt auf Spitzbergen und
auf dem nördlichen Nowaja Semlia eine ununter-
brochene Nacht. Den Holländern, welche im Jahre
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Natur - undlanderbeschreibung. Z
rgy6 auf der Nordostkuste dieser Insel überwinter-
ten, wurde die Sonne den dritten November un-
sichtbar, und erschien ihnen wieder den vier und
zwanzigsten Januar, nachdein sie schon seit mehr als
-vierzehn Tagen eine Art von Dämmerung gehübt
hatten. Diese lange Nacht wird jedoch durch das
Nordlicht erhellet, welches nur in den Polargegen-
den in seiner ganzen Pracht erscheint. Wahrend der
Dunkelheit wüthen bisweilen acht und mehrere Tage
hindurch fürchterliche vom Schnee begleitete Orkane
mit solcher Heftigkeit, daß die dort überwinternden
Jager sich nicht von ihren Hütten entfernen dürfen,
aus Furcht, sie nicht wiederzufinden. In dieser
finstern Polarnacht berechnen die russischen Seeleute
die Tage nach dem Brennen der Lampen, die sie alle
vier und zwanzig Stunden auf's neue mit Thran
füllen.
Die vorzüglichsten Gegenstände der Seejagd um
Spitzbergen und Nowaja Semlia sind die Wallfi-
sche und Wallrosse; denn obgleich das Eismeer
noch eine Menge anderer^ Seethiere nährt, die der
menschlichen Industrie nützlich werden könnten; so
scheint man sich doch wenig um sie zu bekümmern,
oder ihren Fang nur gelegentlich als eine Nebenbe-
schäftigung zu betreiben. Jedes Jahr geht aus
Archangel ein Schiss zum Ueberwintern nach Spitz-
bergen, und wenigstens eins, oft auch mehrere,
nach Nowaja Semlia. ^ Die Bewohner von Mesen,
welche die theure Ausrüstung eines Schiffs zur Win-
terreise nicht so gut tragen können, als die archan-
gelschen Kaufleute, befahren nur im Sommer die
Küsten dieser Lander.
Wallfische finden sich nicht allein in den hohem
Regionen des Eismeeres, sondern sie treten auch iw
beträchtlicher Anzahl in dem Meerbusen von Kola;
aber diese nützlichen Seethtere, deren Produkte so
gesucht sind, daß die Franzosen und Holländer des-
halb ganze Flotten in das Nordmeer ausschicken,
entgehen noch immer der Aufmerksamkeit der russi-
schen Küstenbewohner. — Die Leute, welche auf
den Wattroßfang ausgehen, werben dazu von einem
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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4
Erster Abschnitt.
Herrn, öder Rheder, gemiethet, der sie nicht nur
mit den nöthigen Fahrzeugen, Geräthschaften und
Lebensmitteln ausrüstet, sondern ihnen auch entwe-
der einen Theil am Fange, oder einen verabredeten
Lohn zrrgesteht. Dieser letztere betragt jedoch selten
mehr als fünf bis zehn Rubel für einen Sommer;
ein unbedeutender Preis, wenn man die Mühselig-
keiten und Gefahren bedenkt, die mit diesem Gewer-
be verknüpft sind. Mit Proviant versehen sich die
Wallroßfänger gewöhnlich auf ein Jahr, weil sie oft
auf ihren Fahrten zu überwintern gezwungen sind.
Jedes Fahrzeug hat einen Ofen zum Brodbacken und
Kochen, wozu man das nöthige Holz mit sich nimmt.
Das einzige Getränk, mit welchem sie sich versorgen,
»st Wasser, woraus sie, wenn sie ans Land kommen,
Quas bereiten. — Die Zeit der Abfahrt ist unbe-
stimmt; einige gehen zu Anfange des Sommers,
wenn das weiße Meer vom Eise frei wird , andere
erst im Herbste in die See, vorzüglich, wenn sie auf
der Fahrt überwintern wollen. Die größte Gefahr,
der sie auf dem Meere ausgesetzt sind, ist die, wenn
sie von den umhertreibenden Eismassen eingeschlos-
sen werden; in diesem Falle zerbricht das Eis durch
seinen Druck die Seiten des Fahrzeuges, und die
Wallroßfanger haben alsdann nur die schreckliche
Wahl, entweder auf der Stelle in den Wellen be-
graben zu werden, oder sich auf den Eisschollen um-
hertreiben zu lassen, bis Frost und Hunger ihrem
Leiden ein Ende machen. Indessen ist es doch zu-
weilen, wiewohl sehr selten, der Fall, daß soléis
Verunglückte auf ihren Eisschollen lebendig^ ans
Land gebracht werden. Sobald die Wallroßfanger
glücklich an dem Orte ihrer Bestimmung angekom-
men sind, führen sie ihre Fahrzeuge in sichere An-
kerplätze, wo sie gewöhnlich schon kleine Hütten vor-
finden, die frühere Seefahrer hier erbauet haben,
und alsdann gehen sie in den kleinen Böten, deren
jedes Fahrzeug eins oder rwei mit sich führt, auf
den Fang aus. Dieß geschieht gemeiniglich an dem
ersten schönen Tage, weil alsdann die Wallrosse gern
auf dem Lande oder Eise auszuruhen pflegen; doch
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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5
Natur- und Länderbeschreibung.
auch ausierdem sind sie zuweilen genöthigt, ihr ei-
gentliches Element auf eine Zeitlang zu verlassen,
nehmlich um ihre Jungen zu werfen, oder auch um
sich vor den Bissen der Seewanzen zu retten, von
welchen die Wallrosse im Sommer überaus gequält
werden, und denen sie nur dadurch entgehen, daß
sie in ein Element flüchten, welches diesen Infekten
das Leben raubt. Alle diese Ursachen zusammen ge-
nommen versammeln sich oft auf den Klippen oder
Eisschollen große Haufen von Wallrosseu. ^ Wenn
die Fänger ein solches Lager entdecken, müssen sie
die Vorsicht brauchen, sich demselben gegen den Wind
zu nähern, weil diese Thiere einen so feinen Geruch
haben, daß sie die Annäherung der Menschen mit
dem Winde schon in großer Entfernung bemerken,
und sich alsdann sogleich ins Wasser begeben, da-
hingegen sie im entgegengesetzten Falle ungestört lie-
gen bleiben, wenn sie auch das Boot auf sich zukom-
men sehen. Außerdem haben die Wallroßfanger hie-
bei den Vortheil, daß sie am ehesten die Orte entde-
cken, wo sich ihre Beute gelagert hat, weil diese fet-
ten Thiere, besonders im Sommer, wett umher ei-
nen widerlichen Geruch verbreiten. Wenn die Fän-
ger das Lager erreicht haben, steigen sie sogleich aus
ihren Karpassen oder Böten, schneiden den Wallros-
sen, bloß mit ihren Picken bewaffnet, den Weg nach
dem Wasser ab, und erstechen dunn diejenigen Thie-
re, welche sich zuerst ins Meer retten wollen. Da
die Wallrosse die Gewohnheit haben, über ein-
ander wegzukriechen, so entsteht aus dem erstochenen
bald ein Bollwerk, welches den lebenden vollends
den Weg versperrt, und alsdann fahren die Fänger
mit dem Morden so lange fort, bis sie alle getödtet
haben. Zuweilen wird bei einem einzigen Lager eine
solche Menge aufgehäuft, daß die Fahrzeuge nur die
Köpfe oder Zähne fassen können , und daß man sich
gezwungen sieht, das Fett und die Haute zurückzu-
lassen.
So leicht es aber den Fängern wird, die Wall-
rosse auf dem Lande zu besiegen, so gefährlich ist der
Kampf mit diesen Thieren, wenn sie sich in ihreiu
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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s Erster Abschnitt.
figuren u. dergl. nach der Sauberkeit der Arbeit und
der Weiße des Zahns mehr oder weniger im Preise
stehen. D e Dichtigkeit dieser Zähne macht sie so
schwer, daß zuweilen fünf der größten Hauer über
ein Pud wiegen; sie sind so weiß wie Elfenbein, vor
welchem sie noch den Vorzug haben, daß sie fester
find, und im Gebrauche nicht so bald gelb werden.
Ein Pud der größten Wallroßzähne gilt zur Stelle
zwanzig bis dreißig Rubel.
Zu eben dieser Klasse gehört in mehr als einer
Hinsicht der Wallfisch. An den Küsten von Kamt-
schatka ist dieses große Seethier so häufig, daß man
es beim Ablaufen des Wassers oft schlafend am
Meerufer gewahr wird, und daß es die Fische bis
in die Häfen verfolgt. Nicht selten werden hier die
Wallfische auch todt ans Land geworfen, welches die
Kamtschadalen für einen sehr glücklichen Zufall hal-
ten, da der Fang derselben mit großer Gefahr und
vielen Beschwerlichkeiten verknüpft ist. An der süd-
lichsten Spitze von Kamtschatka fahren die Einwoh-
ner mit Baidaren oder kleinen Kähnen in das Meer,
suchen die schlafenden Wallfische auf, die sie mit
vergifteten Pfeilen verwunden, und überlassen es
ihrem guten Glück, ob das Thier, hiedurch getöd-
tet, und an ihre Ufer geworfen wird. In den nörd-
lichen Gegenden dieser Halbinsel fängt man die Wall-
fische in großen Netzen, die aus dicken gehärteten
Riemen von Wallroßhäuten gemacht, und gegen die
die Mündung der Meerbusen mit schweren Steinen
ins Wasser gesenkt werden. Wenn das Thier sich
hierein verwickelt, so kostet ihm das Bestreben, sich
loszureißen, gewöhnlich das Leben, und alsdann
wird es von den Fängern unter vielen religiösen
und abentheuerlichen Zeremonien nach dem Ufer bog-
firt und geschlachtet. Unter allen Völkerschaften
dieser Gegenden aber, läßt sich keine den Wallfisch-
fang so angelegen seyn, als die Tschuktschen und die
Art ihres Fanges kommt der europäischen am näch-
ten. Sie rudern nähmlich in sehr großen Baida-
r>en, acht bis zehn Manu stark, m öte Seez wenn
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i4 " Erstem Abschnitt.
Ende eine Aehnlichkeit mit einem Pferdefüße hat,
und unten mit vielen kurzen Borsten versehen ist,
deren sich das Thier bedient, um die Seekrauter,
die feine Nahrung sind, von den Steinen abzu-
kratzen. Der Rücken ist wie bei einem Ochfen; der
große Umfang des Bauchs nimmt mit einem male
ab, der Schwanz selbst aber wird nach der Floßfeder
zu, die statt der Hinterfüße dient, immer dünner.—
Diese Thiere lieben feuchte und sandige Oerter, am
Ufer des Meers, daher sie sich an den Flußmündun-
gen in ganzen Heerden zu lagern pflegen, und hier
so zahm sind, daß man sie streicheln und nach sie
schlagen kann. Die männlichen Geschöpfe scheinen
nur mit einem Weibchen zu leben, wenigstens be-
steht eine Heerde gewöhnlich nur aus zwei Alten
Kon verfchiedncn Geschlechtern, einem erwachsenen
und einem kleinen Jungen. Ihre Eßlust ist so uner-
sättlich, daß sie deshalb den Kopf fast beständig un-
ter dem Wasser halten, und um ihre Sicherheit we-
nig bekümmert sind. — Der Fang dieser Thiere
geschieht mit großen eisernen, mit Widerhaken ver-
sehenen Spießen, die an einem langen und starken
Seil befestigt sind. Die Jager rudern behutsam
auf eine Heerde zu, und der Fänger, der in dem
Vordertheil des Kahnes steht, wirft den Haken auf
das Thier, welches hierauf von den auf dem Lande
befindlichen Leuten vermittelst des Seils an das
Ufer gezogen wird. Da hiezu aber wenigstens
dreißig Menschen erforderlich sind, und das Tbier^
sich mit der äußersten Anstrengung feiner Kräfte
widersetzt, so folgt der Kahn demselben, und die
Fänger suchen es durch Verwundungen kraftlos zu
machen. Sobald die in der Nähe vorhandenen See-
kühe die Gefahr ihres Geselk-schafters merken, eilen
sie zu seiner Hülfe herber. Einige versuchen deswe-
gen mit ihrem Rücken den Kahn umzustoßen, an-
dere legen sich über das Seil und bemühen sich es
dadurch Zu zerreißen, oder sie schlagen mit den
Schwänzen, um den Haken aus der Haut des ver-
wundeten Thieres zu bringen, welches ihnen auch
zuweilen gelingt. — Die dicke und starke Haut die.
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i6
Erster Abschñi-.
fchen, einigem Seekraut, und auch in Fleische Es
ist kein Zweifel, daß diese nützlichen Thiere, wenn
man die Kosten daran wenden wollte, nach Ruß-
land überbracht, und hier zahm gemacht werden
könnten, da sie sich eben so gern in Landseen, Flüs-
sen und! Teichen als im Meer aufzuhalten pflegen.—
Den Sitten nach ist keins unter allen hier genann-
ten Thieren so kurzweilig und angenehm als dieses,
wegen seines Fells so sehr gesuchte Geschöpf. Sie
liegen am liebsten Familienweise beisammen. Das
Männchen liebkoset dem Weibchen mit seinen Vor-
dertatzen, deren es sich ans eine künstliche Weise zu
allerlei Verrichtungen bedient, und das Weibchen
spielt mit seinen Jungen und weiset die Liebkosungen
des Vaters mit verstellter Sprödigkeit von sich.
Ihre Liebe für ihre Jungen ist so groß, daß sie
nicht nur das Aeußerste zur Rettung derselben un-
ternehmen, sondern sich auch über den Verlust der-
selben nicht selten zu Tode gramen. Auf der Flucht
nehmen sie ihre Säuglinge ins Maul, und treiben
die Erwachsenen vor sich her. Wenn sie das Glück
haben ihren Verfolgern zu entgehen, so verspotten
sie diese, sobald sie in der See sind. Bald stellen
sie sich senkrecht ins Wasser und Hüpfen mit den
Wellen, halten auch wohl eine Vordertatze über die
Augen, als ob sie jemand unter der Sonne scharf
ansehen wollten; bald legen sie sich auf den Rücken
und schaben sich mit den Vorderfüßen den Bauch;
bald werfen sie ihre Jungen ins Wasser, und fan-
gen sie wieder. Wenn eine Seeotter eingeholt wird,
und keine Rettung mehr sieht, jo blast und zischt
sie wie eine erbitterte Katze; erhalt sie einen Scblag,
so macht sie sich sogleich zum Sterben bereit; sie legt
sich nämlich auf die Seite, zieht die Hinterfüße an
sich, und bedeckt mit den Vordertatzen die Augen.
Die Kurilen gehen im Frühjahr in ledernen Kähnen
oder Bardaren zehn und mehr Werste weit auf den
Fang dieses Thiers in die See. Wenn sie eine See-
otter ereilen, so schießen sie sogleich Pfeile auf die-
selbe ab, und da das Thier, des Athemholens we-
gen, nicht lange unter dem Wasser bleiben kann, so
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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cts Erster Abschnitt.
fünf deutsche Meilen das ganze Erdreich fruchtbar
wird. — Das sonderbarste Phänomen,, welches
aber diese peruanischen Vulkane in den langen Zwi-
schenzeiten ihren wirklichen vulkanischen Explosio-
nen darbieten, sind die erstaunlichen Quantitäten
von ihnen von Zeit zu Zeit ausgeworfener Fisch?
des süßen Wassers. Der fast erloschene Vulkan von
Imbubaru überschüttete 1691 damit die Felder der
Stadt Ibarra so sehr, daß man in ihnen die Ursache
der Faulfieber, die zu der Zeit herrschten, zu finden
glaubte. Was aber noch merkwürdiger scheint, der
Corregidor dieser Stadt bezeugte, daß dieser Vulkan
selbst nachmals von Zeit zu Zeit, also wohl ohne ei-
gentlichen vulkanischen Ausbruch, vorzüglich nach
starkem Regen, große Massen dieser kleinen Fische
auswarf, die man dort Premadillas nennt. Die
Indianer von St. Pabla fischen sie in sehr dunklen
Nachten in einem Bache gerade an dem Orte, wo
dieser aus dem Gebirge selbst hervortritt. Im Jahre
1698 stürzte der Krater des Cargneirazo ein, nach-
dem er gleichfalls zuvor Tausende dieser Fische mit
thonigtem Schlamme vermischt ausgeworfen hat-
te. -- Höchst merkwürdig ist es, daß man oftmals
noch Spuren des Lebens an ihnen will gefunden ha-
den, wahrend daß sie längs dem Gebirge herab-
strömten. Eine genaue Untersuchung zeigte sogleich,
daß diese Fischchen von ein und derselben Art mit
denen sind, welche dort überhaupt unter dem Na-
men Premadillas vorkommen, und als eßbare Fi-
sche der Pache gefunden werden. Da man diese
Fische in den dortigen Bachen fangt, so stehen wahr-
scheinlich unterirdische Seen und Höhlen, die von
jhnen gleichfalls bewohnt werden, hiemit und mit
den Vulkanen in Verbindung. Allein stets bleibt es
schwer zu erklären, durch welche Kraft sie so weit
erhoben werden, um der Wirkung des Ausbruchs
der Vulkane folgen zu müssen. — ■ Weit größere
Plagen, als jene einzelnen Ausbrüche, die dieses
Gebirge über dies einzige Land verbreitet, sind un-
streitig die Erdbeben. Einige Provinzen von Peru
scheine« vorzugsweise hievon gleichsam periodisch
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
i; 4o
Vierter Abschnitt.
telst göttlicher Gnade und Hülfe, Dienstag nach
Johannis das hochzeitliche Mahl und Freude anzu-
richten, meinen angefangnen Ehestand öffentlich
damit bezeugen,- dazu meine liebe Eltern kommen
werden, um welcher willen ich euch gerne dabei
wolt haben. Demnach wie ich zuvor bedacht, euch
Su laden, lade und fodere ich euch nu, höchlich
bittend, ihr wolt mich. ja nicht lassen, wo es euch
-nderö zu thun. möglich ist.
6. Am Bord des Schiffs Katharina
die Zweite.
(Au- Lhümmels Reisen in die mittäglichen Provinzen
Frankreichs.) % *'
Das erste Wort meines Befehlshabers, als ich
in feine Cajüte trat, wo er so tiefsinnig über einer
Cercharte schwebte, als ein Denker über einem mo-
ralischen Werke, war ein Lob auf den herrlichen
Wind. Als Schiffs-Lieutenant, glaubte ich, müßte
ich ehrenhalber mit einstimmen; es schien aber, der
gute Mann errieth mich. Er zeigte mir auf der
Karte den Weg nach Petersburg, und sprach so
gleichgültig davon wie von einer Spatzierfahrt;
tröstete mich freilich dadurch über meinen Katzen-
sprung nach Holland, aber nur halb, denn es lief
mir schon beim Anblick des leer gelaßnen Papiers
der Meeresfläche, das doch gewiß mehr Unfälle be-
deckt, als alle angränzende Länder, die mir grün
und gelb vor den Augen flimmerten, ein kalter
Schauer über den Leib. Ich berechnete die entsetz-
liche Tiefe, und daß ich nur waten, aber nicht
schwimmen könne. Das große kaiserliche Schiff ver-
feinerte sich in meinem Gehirne zu einer zerbrech-
lichen Schachtel — die mich — als wenn es in
meinem täglichen Bette viel anders wäre, — nur
um
M. Luther.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Johannis Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Petersburg Holland